Kategorie: Ausstellungsorte, 500 Jahre Septembertestament, Ausstellungsorte: Lutherstadt Wittenberg
Apokalypse - Ein Blick in den Abgrund und darüber hinaus
Lutherstadt Wittenberg, 10. September 2022 bis 31. Januar 2023
Apokalypse - Ein Blick in den Abgrund und darüber hinaus
Eine Ausstellung anlässlich 500 Jahre Septembertestament mit Grafiken von Dürer, Beckmann, Cranach und Werken des 20. und 21. Jahrhunderts
10.09.2022 - 31.01.2023
Cranach-Stiftung Wittenberg
Ort: Cranach-Hof am Markt 4
Vor 500 Jahre, im September 1522, erschien Das Newe Testament Deutzsch, Martin Luthers kurz vorher auf der Wartburg entstandene wegweisende Übersetzung. In Wittenberg bei Melchior Lotter d. J. gedruckt, wurde es ein Bestseller. Dazu trugen auch die Holzschnitte bei. Cranach und seine Werkstatt illustrierten allerdings nur das letzte Kapitel dieses nach dem Veröffentlichungstermin benannten „Septembertestaments“. Dieses letzte Kapitel, die Offenbarungen (griech. apokalypsi) des Johannes, wurde mit 21 Holzschnitten aufwendig ausgestattet. Johannes berichtet von seiner Vision einer Katharsis, eines göttlichen Strafgerichtes, das mit der Aufrichtung eines neuen Jerusalems als Synonym für eine neue, vom Bösen befreite und mit Gott versöhnte Welt endet. Die Illustrationen trafen den Zeitgeist, denn das frühe 16. Jahrhundert war nicht nur eine Zeit der großen Entdeckungen und Erfindungen, sondern es war auch von apokalyptischen Endzeitvorstellungen geprägt. Die äußerst bildreiche Sprache der Offenbarungen, gerade auch in Luthers Übersetzung, ist Vorbild für Untergangsszenarien bis heute. Cranach orientierte sich dabei an Dürers Holzschnittfolge zur Apokalypse, die einige Jahre zuvor entstanden war, allerdings nur 15 Holzschnitte umfasste. Aber gerade Cranachs 21 Holzschnitte umfassende Folge wurde zum Vorbild für die Illustrationen in den europaweiten Nachauflagen.
Das berühmteste Blatt ist vermutlich der Holzschnitt mit den Vier apokalyptischen Reitern, die Krieg, Tod, Teuerung und Herrscherwillkür über das Land bringen. In Santos Balmoris 1938 entstandenem Schabblatt tragen die Reiter die Gesichtszüge der faschistischen Diktatoren. 1937, am Tag der Eröffnung der Münchener Femeschau „Entartete Kunst“, emigrierte Max Beckmann (1884–1950) aus Nazi-Deutschland nach Amsterdam. Drei Jahre später wurden die Niederlande von Deutschland besetzt. Die Erfahrungen von Flucht und Verfolgung verarbeitete Max Beckmann in den 1941/1942 entstandenen Lithografien zur Apokalypse. Das letzte Blatt der Apokalypse zeigt den Fluss des Lebens, bekrönt von drei Sonnen. Hoffnung in dunkler Zeit.
Die Ausstellung vereint Arbeiten des 16. bis 21. Jahrhunderts. Neben Holzschnitten Dürers oder von unbekannten Meistern des 16. Jahrhunderts wird u. a. Max Beckmanns eindrucksvolle Folge zur Apokalypse gezeigt. Im Rahmen des Projektes gibt es zudem Vorträge und Gespräche zum Thema und die Besucher werden eingeladen, das Septembertestament abzuschreiben.
Sie sind herzlich zur Eröffnung am 09.09.2022, um 19:00 Uhr im Cranach-Hof, Markt 4, eingeladen.
Die Dürer- und Beckmann-Werke sind bis zum 11.12.2022 im Original zu sehen.