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Zur Neupräsentation der Cranach-Werke auf der Veste Coburg - Interview mit Direktor Dr. Klaus Weschenfelder
Für 2015 planen die Kunstsammlungen der Veste Coburg eine grundlegende Erneuerung ihrer Präsentation Alter Meister, zu denen ein bedeutender Bestand an Cranach-Werken gehört. Wir haben mit Direktor Dr. Weschenfelder über dieses Projekt gesprochen.
Cranach Magazin: Sie planen für 2015, die Werke von Cranach auf der Veste Coburg neu zu präsentieren. Wie wird diese Neupräsentation aussehen?
Dr. Klaus Weschenfelder: Die Kunstsammlungen besitzen etwa 30 Werke von Cranach und der Cranach-Werkstatt, dazu eine vorzügliche kleine Sammlung weiterer altdeutscher Meister. Die Neupräsentation soll unsere besten Cranach-Bilder, darunter auch Porträts, die von einem ehemals für die Kapelle der Veste gemalten Altar stammen, zusammenführen und im Umfeld von Cranachs Zeitgenossen (Burgkmair, Grünewald, Hans von Kulmbach, Seisenegger, Hans Maler von Schwaz und anderen) präsentieren. Dabei geht es gerade auch um ihre ursprüngliche Funktion im höfischen, kirchlichen oder auch im bürgerlichen Kontext. Der Besucher soll besonders auf die in der 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts sich vollziehenden Wandlungen und Neuerungen aufmerksam gemacht werden.
CM: Die Cranach-Werke sind schon heute in der Sammlung zu sehen. Warum legen Sie solchen Wert auf eine Erneuerung ihrer Dauerausstellung, die schließlich mit erheblichem Aufwand verbunden ist?
KW: Weil die Nachhaltigkeit in der Museumsarbeit eine zunehmende Rolle spielt. Gerade für unser Museum, das überwiegend von einem touristischen Publikum besucht wird, ist eine auf viele Jahre hin wirksame Investition in die Dauerausstellung sinnvoll, weil sie dazu beiträgt, hohe Besucherzahlen zu erreichen. Der ebenso sorgfältige wie kreative Umgang mit der eigenen Sammlung lohnt sich!
CM: Was planen die Kunstsammlungen der Veste Coburg im Bereich Museumspädagogik? Wie vermitteln Sie die Werke den Besuchern?
KW: Zunächst einmal sollen die Werke durch ihr Arrangement, ihr Zueinander, ihre Präsentation zum Sprechen gebracht werden. Ein Gemälde beispielsweise, das rückseitig mit Wappen bemalt ist, soll so gezeigt werden, dass man erkennt, wie es früher benutzt wurde. Es wird aber neben der klassischen Beschriftung eine vertiefende Touch-Screen-Präsentation geben, um den Besucher eingehender zu informieren. Für die Große Hofstube der Veste planen wir eine kleine Medieninstallation, die ehemals vorhandene Wandbilder in Erinnerung rufen soll.
CM: Welche weiteren Aktivitäten sind für 2015 geplant?
KW: Es wird im Frühjahr eine Ausstellung mit unserer Cranach-Grafik geben. Wir haben den größten Teil seines druckgrafischen Werkes in der Sammlung, dazu ein Turnierbuch von Johann Friedrichs dem Mittleren, Blätter vom jüngeren Cranach sowie einige spannende Zeichnungen von Zeitgenossen.
Im Sommer wird dann unter dem Titel „Die dunkle Seite der Renaissance“ gezeigt, wie Themen wie Hexensabbat, Totentanz und Vanitas-Darstellungen, die zur Zeit Cranachs in der nordeuropäischen Kunst geläufig waren, von italienischen Künstlern der Epoche behandelt wurden, wie die Italiener derartige Themen in einem aufschlussreichen Prozess von Rezeption und Innovation in der Grafik umgesetzt haben.
CM: Die Bayerische Landesausstellung findet im Lutherjahr 2017 in Coburg statt. Welchen Bezug hat die Stadt zu diesem Ereignis?
KW: 2017, das Jubiläumsjahr "500 Jahre Reformation", wird weltweit mit kirchlichen und kulturellen Veranstaltungen zu Martin Luther gefeiert. Coburg ist der bedeutendste Luther-Gedenkort in Bayern, das ist der Ausgangspunkt. Luther verbrachte in dem reformationsgeschichtlich entscheidenden Jahr 1530 während des Augsburger Reichtags, bei dem die „Confessio Augustana“ verlesen wurde, ein halbes Jahr in Coburg. Er war mit der Reichacht belegt und konnte deshalb nicht selbst vor den Kaiser treten.
CM: Was planen Sie konkret für das große Jubiläum?
KW: Die Landesausstellung, eine Veranstaltung des Hauses der Bayerischen Geschichte, an dem wir von den Kunstsammlungen mitwirken, wird weit über Luther hinausgehen und die Umwälzungen der Zeit in politischer, kultureller und wirtschaftlicher Hinsicht ins Auge fassen, in einem Raum, in dem Papismus und Luthertum konkurrierten. Und sie soll zeigen, was davon in welcher Form bis heute wirksam ist!
CM: Herr Dr. Weschenfelder, wir danken für dieses Gespräch!
Dr. Klaus Weschenfelder
Kunstgeschichtsstudium in München, seit 1978 Mitarbeit an kulturpädagogischen Projekten, 1980 im Anschluss an die Promotion Volontariat am Landesmuseum Hannover. Nach beruflichen Stationen in Offenburg und in Koblenz (Mittelrhein-Museum) seit 2002 Direktor der Kunstsammlungen der Veste Coburg. Präsident von ICOM Deutschland, Vorstands- und Kuratoriumsmitglied in verschiedenen Gremien.