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Über die Pfeilerbildertagung am 23./24. Mai in Erfurt
Am 23. und 24. Mai 2014 fand in Erfurt die wissenschaftliche Tagung "Kontroverse und Kompromiss: Der Pfeilerbilderzyklus des Mariendoms und die Kultur der Bikonfessionalität im Erfurt des 16. Jahrhunderts" statt. Hier eine kurze Zusammenfassung zu den Ergebnissen der gut besuchten Tagung.
Ausgangspunkt der Veranstaltung im Coelicum des Erfurter Doms und im Kunstinstitut der Universität Erfurt war der Zyklus von acht konvexen Pfeilerbildern im Erfurter Mariendom, das bedeutendste erhaltenen Ensemble von Tafelgemälden der Reformationszeit in der Stadt.
Nach Übersichtsvorträgen zur Bau- und Ausstattungsgeschichte des Doms und der historischen Situation standen - gerade auch im Hinblick auf die von Angermuseum, Bistum und Universität Erfurt für das Cranachjahr 2015 geplante Ausstellung zur Entstehung und Kultur der Bikonfessionalität Erfurts im 16. Jahrhundert - die künstlerischen und ikonographischen Befunde im Zentrum der Diskussionen. Es zeigte sich deutlicher als bisher bewusst war, wie deutschlandweit einzigartig dieser Zyklus mit seinen großenteils als Epitaphien konzipierten und genutzten Gemälden auf gekrümmtem Holz in seiner geschlossenen Erhaltung am Entstehungsort ist.
Die Gegenüberstellung mit den wenigen anderen momentan bekannten Gemälden dieser Zeit, die ebenfalls auf konvexen Bildträgern gemalt sind, stützte diese Einschätzung. Es wurde deutlich, dass in den dargestellten Themen (etwa der Himmelfahrt Mariens, der Gregorsmesse oder der Hostienmühle) sowie in den Inschriften Reflexe der beginnenden Konfessionalisierung auszumachen sind, zumal wo es möglich war, die Stifter zu identifizieren. Bemerkenswerte Einblicke in die manuelle Entstehung der Bilder boten die auf der Tagung vorgestellten ersten Ergebnisse einer infrarotreflektographischen Untersuchung der Pfeilerbilder. Die bei dieser gemäldetechnologischen Untersuchung ermittelten Daten werden von den am Projekt Tagung und Ausstellung Beteiligten Wissenschaftlern in den kommenden Monaten noch ausführlicher diskutiert werden. Den Kontext der bildkünstlerischen Phänomene beleuchteten Beiträge zu den Akteuren und kulturellen Bedingungen der Erfurter Kirchen-, Literatur- und Universitätsgeschichte des 16. Jahrhunderts.
Zusammenfassend darf man feststellen, dass die Erfurter Tagung wichtige Impulse für die Vorbereitung der im kommenden Jahr geplanten Ausstellung und die Auswahl der Exponate gegeben hat. Ein Gutteil der Vorträge wird in die Begleitpublikation zur Ausstellung einfließen.