02.04.2019 10:15 Alter: 4 yrs
Kategorie: Artikel

Kunst vor Cranach in Wittenberg

Gemälde, Skulpturen und Objekte des 11. bis 15. Jahrhunderts aus der Hamburger Sammlung Atelier und Stiftung August Ohm


So weit, wie wir heute von der Welt Lucas Cranachs entfernt sind, waren dessen Zeitgenossen entfernt von der Welt des Hochmittelalters. Doch die Menschen des 11./12. Jahrhunderts befanden sich gleichermaßen in einer Epoche gewaltiger Veränderungen. Ein enormer Bevölkerungszuwachs führte zur Gründung zahlreicher Siedlungen und Städte. Es entwickelten sich neue Berufsbilder und differenzierte Handwerkszweige. Die großen Pilgerzüge erweiterten den Erfahrungshorizont und das Weltbild der Menschen. Im 13. Jahrhundert bereitete die franziskanische Bewegung eine Individualisierung und Verinnerlichung des Glaubens vor, während gleichzeitig Endzeitvisionen die Menschen beunruhigten.

Paolo Venzanio, Heiliger Johannes, Cranach-Stiftung Wittenberg

Paolo Veneziano, Heiliger Johannes (Atelier und Stiftung August Ohm, Hamburg)

In der bildenden Kunst spiegelt die Entwicklung von der Romanik zur Gotik den Wandel von ritterlich-feudalen Strukturen zur städtischen Kultur wider. Am Beginn der Ausstellung steht eine romanische Gewandfigur (Anfang 11. Jh.), deren Abstraktheit auf ihren spirituellen Zusammenhang verweist. Die ausgestellten Skulpturen und Gemälde des 12. bis 15. Jahrhunderts zeigen das fortschreitende Ringen um Individualisierung und um ein Reflektieren der Wirklichkeit. Zunächst sollten sich die Baumeister, Bildhauer und Maler Italiens aus der Sphäre des allein dem Glauben dienenden Handwerks erheben, um 1500 dann auch die Künstler des Nordens, Maler wie Lucas Cranach d. Ä.

Die Ausstellung in der Cranach-Stiftung Wittenberg zeigt über 50 Gemälde, Skulpturen, sakrale und Alltagsgegenstände als Leihgaben der Hamburger Sammlung Atelier und Stiftung August Ohm.