Weimar
Kurprinz Johann Friedrich von Sachsen und Prinzessin Sibylle von Cleve als Brautleute
Lucas Cranach d.Ä.
signiert und datiert 1526
Mischtechnik auf Holz
56 x 38 cm (Johann Friedrich)
57 x 39 cm (Sibylle)
Klassik Stiftung Weimar, Inv.-Nr. G 11, G 12
Zu den bekanntesten Portraits aus dem Oeuvre Lucas Cranachs d. Ä. gehören die des Kurprinzen Johann Friedrich von Sachsen und der Prinzessin Sibylle von Cleve aus dem Jahr 1526. Ehemals als Diptychon gefertigt, sind die Bildnisse gegenwärtig im Schlossmuseum der Klassik Stiftung Weimar zu sehen. Nicht nur am Nebeneinander der Portraits lässt sich erkennen, dass die Abgebildeten verbunden sind: Johann Friedrich und Sibylle tragen Blütenkränze, die zum frühneuzeitlichen Hochzeitsschmuck gehören. Somit werden beide als Bräutigam und Braut ausgewiesen, doch möglicherweise zeigen Cranachs Portraits sie während der Zeit ihrer Verlobung. Dies lässt zumindest Sibylles offen fallendes Haar vermuten, das sie als noch unverheiratete Frau kennzeichnet.
Die Heirat von Johann Friedrich und Sibylle fand im Jahr 1526 statt, als zunächst am 8. August in Mainz der Ehevertrag unterschrieben wurde, dem im September das Beilager in Burg an der Wupper folgte. Im Juni 1527 wurden auf Schloss Hartenfels in Torgau die Hochzeitsfestlichkeiten abgehalten, bei denen Lucas Cranach d. Ä. für die Gestaltung der Festdekoration verantwortlich war.
Ebenfalls 1526 fertigte Cranach mehrere Portraits von Kurfürst Johann dem Beständigen, dem Vater Johann Friedrichs. Eines der Portraits befindet sich heute in der Gemäldegalerie Alte Meister Dresden und zeigt Johann mit einem Nelkenkranz. Dieses Accessoire ist ein Hinweis auf einen möglichen Zusammenhang mit den Bildnissen von Johann Friedrich und Sibylle, denn der Kurfürst ist hieran als Vater des Bräutigams erkennbar. Als solcher spielte er eine wichtige Rolle bei der Heirat, schließlich fand diese auf sein Bestreben hin statt. Dahinter standen dynastische Motive, so wollte der Kurfürst ernestinische Erbansprüche in Sibylles Heimat, dem Herzogtum Jülich-Kleve-Berg, geltend machen.
Auch wenn die Ehe von Johann Friedrich und Sibylle vorwiegend politische Hintergründe hatte, schien sie sich nicht auf ein Zweckbündnis zu beschränken. Als Johann Friedrich 1547 nach dem verlorenen Schmalkaldischen Krieg in Gefangenschaft geriet, schrieben er und Sibylle sich zahlreiche Briefe. Heute noch im Thüringischen Hauptstaatsarchiv Weimar erhalten, offenbaren sie einen für die damalige Zeit ungewöhnlich vertrauten und respektvollen Umgang des Paares miteinander.
Zur Provenienz:
1827 aus der Sammlung des Leipziger Kaufmanns Campe versteigert. 1851 im Besitz des Weimarer Cranach-Biographen Christian Schuchardt, der sie an Großherzogin Maria Pawlowna verkaufte. 1852 schenkte die Großherzogin beide Portraits der Museumssammlung, heute Klassik Stiftung Weimar
Florian Melzer
Florian Melzer ist Student der Volkskunde/Kulturgeschichte an der Friedrich-Schiller-Universität Jena und Praktikant im Ausstellungsprojekt „Cranach in Weimar“ der Klassik Stiftung Weimar (3. April bis 14. Juni 2015, Schiller-Museum Weimar; www.klassik-stiftung.de).