Cranach des Monats

Die zwölf Städte der Kooperation Wege zu Cranach verfügen über einen reichen Bestand an Cranach-Werken. In der Folge "Cranach des Monats" möchten wir Ihnen jeweils ein Werk ausführlich vorstellen.

Torgau

Hofjagd auf Hirsche und Bären

Lucas Cranach d.Ä., Hofjagd auf Hirsche und Bären, Cleveland

Lucas Cranach d.Ä.
1540
Öl auf Holz
133 x 185,5 cm
The Cleveland Museum of Art
Inv.-Nr. 1958.425

Bildrechte: The Cleveland Museum of Art


"Diplomatenjagd" vor der Kulisse von Schloss Hartenfels

Als kursächsischer Hofmaler hatte Lucas Cranach d.Ä. auch das Thema der Jagd in seinem Programm. Er schuf sowohl Darstellungen fürstlicher Jäger, als auch des erlegten Wildes. Für den Adel war die Jagd sowohl Vorbereitung auf das Kriegshandwerk wie auch große Unterhaltung. Die Ausrichtung einer fürstlichen Jagd war sehr prestigeträchtig und für den sächsischen Kurfürst als Obrist-Jäger-Meister des Reiches geradezu eine Pflicht.

In einem figurenreichen Gemälde, das heute im Cleveland Museum of Art bewahrt wird und sich derzeit in der 1. Nationalen Sonderausstellung Luther und die Fürsten in Torgau zu sehen ist, zeigt sich, dass Cranach einen ganz eigenen Typus des Jagdbildes geschaffen hat. Die dargestellte Treib- und Hetzjagd auf Hirsche und Bären findet in einer waldreichen, von Lichtungen durchzogenen Landschaft statt, die ein schnell fließender Bach durchschneidet. In der Ferne erkennt man den 1540 – im gleichen Jahr wie das Gemälde – vollendeten Johann-Friedrich-Bau von Schloss Hartenfels von Osten her. Die dargestellte Landschaft ist fiktiv, wie auch die kühne Anhäufung kleinteilig und detailreich dargestellter Jagdsituationen, die das Ganze zu einem episodenhaften Entdeckungsbild werden lässt. Die Realität findet sich in der Darstellung des großartigen Schlossflügels ebenso wie in der gold-schwarzen Hofkleidung mit der aufgestickten protestantischen Devise „VDMIE“ (Das Wort Gottes bleibt in Ewigkeit). 

Das Gemälde, das bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts auf Schloss Moritzburg bei Dresden zu sehen war, lässt Johann Friedrich in der Mitte und rechts seine Gemahlin Sibylle von Kleve erkennen. Mit einem blau gekleideten Jäger links unten ist wohl Heinrich der Fromme dargestellt. Dieser hatte 1539 das reiche Herzogtum Sachsen geerbt und gleich zur Reformation geführt. In drei anderen, ähnlich angelegten Jagdbildern, die 1544 und 1545 entstanden, erkennt man als Teilnehmer dieser bildnerischen Jagdeinladung Kaiser Karl V. und dessen Bruder Ferdinand.

Dirk Syndram

Der Autor ist Direktor des Grünen Gewölbes und der Rüstkammer der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und Kurator der 1. Nationalen Sonderausstellung "Luther und die Fürsten", die noch bis 31. Oktober in Schloss Hartenfels in Torgau zu sehen ist.

www.luther.skd.museum